Haus 30 (Behandlung forensischer Patienten)
Die gemeinsame Arbeitsgrundlage bildet ein mehrdimensionales Krankheitskonzept, das die Wechselwirkung von somatischen, personalen, interpersonalen, sozialen und soziokulturellen Dimensionen im Krankheitsverlauf und Behandlungsprozess berücksichtigt.
Die Entstehung und der Verlauf psychischer Erkrankungen werden durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst. Entsprechend müssen Diagnostik und Therapie einem mehrdimensionalen Ansatz folgen. Daher erfolgt die Gesamtbehandlung grundsätzlich multiprofessionell, d. h. das Behandlungsteam setzt sich aus verschiedenen therapeutischen Berufsgruppen zusammen, die den Abteilungen zugeordnet sind. Zum therapeutischen Team gehören ein Facharzt, vier Psychologen und Psychologinnen, Sozialarbeiter, eine Bewegungstherapeutin und eine Ergotherapeutin. Die Patienten nutzen die zentrale Ergotherapie des Hauses. Der Pflegedienst versorgt die Patienten umschichtig und mit viel Erfahrung. Teamsupervision ist für alle verbindlich.
In der Psychotherapie wird der einzelne Patient in seiner lebensgeschichtlichen Gesamtsituation betrachtet. Die Patienten hatten häufig schwierigste Bedingungen in ihrer Kindheit und Jugend. Therapeut und Patient gewinnen im therapeutischen Prozess ein gemeinsames interaktionelles Verständnis der Biografie und der Beschwerden. Dabei soll ein „beidäugiges Sehen“ erfolgen, d. h. einerseits die Krankheit des Patienten und das damit verbundene Leid und gleichzeitig das Erreichte, die Wünsche und Ziele werden berücksichtigt.
Diese ressourcenorientierte Therapie basiert auf einem gemeinsamen Verständnis des gesamten Behandlungsteams. Die unterschiedlichen Berufsgruppen übernehmen ihre therapeutischen Aufgaben im Hinblick auf die gemeinsam formulierten Therapieziele. Es werden schulübergreifend psychodynamische, familientherapeutische, verhaltenstherapeutische und psychoedukative Ansätze eingesetzt.
Moderne Psychopharmaka sind in der Behandlung psychischer Erkrankungen essenziell. Sie führen zur Remission schwerer und belastender Symptome und ermöglichen teilweise erst den psychotherapeutischen Zugang. Durch die medizinische Forschung ist in den letzten Jahren zunehmend eine spezifische, nebenwirkungsarme medikamentöse Therapie möglich. Ziel ist die Integration der Betroffenen in die Gesellschaft.